Coup gegen designierten Meister

Große Erwartungen, großer Handball und große Gefühle – so oder so ähnlich könnte man es wohl beschreiben, wenn genau das Ziel erreicht wird, für das die Mannschaft und der Trainer eine Woche gearbeitet haben und man den Tabellenführer der Damen Landesliga Nord planmäßig mit einer 12-Tore Klatsche aus der Halle fegt. Grundlage für den ausgelassenen Jubel nach 60 Minuten war laut dem scheidenden Erfolgstrainer Ullrich die “mannschaftlich geschlossene Abwehrleistung“.

Basierend auf dieser aggressiven und extrem offensiven 3-2-1 Deckung wollte man die robusten Sandweirer Mädels unter Druck setzen und so den konditionellen Vorteil ausspielen. Die TVS-Mädels waren ob dieser Deckungsvariante sichtlich überrascht und agierten zu Beginn der Partie planlos im Angriff, da sich ihre sonst so treffsicheren Rückraum schützen nicht wie gewohnt entfalten konnten. Die Ballgewinne münzte die Flügelzange Oser-Mettke durch Tempogegenstöße in Tore um, sodass schnell ein 3:0 Führung zu Buche stand. Die Anzeigetafel zeigte gerade die 13. Spielminute, als die Gäste beim Stand von 6:3 bereits die grüne Karte zur Auszeit zogen. Davon unbeirrt rackerten die Mädels aus dem Kappeler und Steinbacher Rebland in der Abwehr weiterhin unermüdlich an ihrer besten Saisonleistung. Lediglich Julia Ahlbrand auf Seiten der Gäste gestaltete das Spiel durch ihre Tore bis zum 9:8 (20.) ausgeglichen. Bei der SG war es Angi Sommer, die ihre Mitspielerinnen im Angriff geschickt einsetzte oder selbst einnetzen konnte, sodass beim Pausenstand von 13:10 die Seiten gewechselt wurden.

Durch eine exzellente schnelle Mitte von Anika Schulmeister setzte sich der Torreigen auf Seiten der Heim-Sieben, welche nach der Pause erst richtig aufdrehte, fort. Die Sandweirer Mädels wurden in der Folge förmlich überrannt und so konnte die SG ihren Vorsprung auch in Unterzahl Zug um Zug ausbauen (45. 21:16). Die kraftraubende Abwehrarbeit bescherte allen Spielerinnen Einsatzzeiten und egal wer in der Folge bei der SG auf der Platte stand, erledigte seinen Job ganz im Sinne der Mannschaft. Egal ob Braun, Koch oder die junge Cindy Huck, sie alle hatten den nötigen Biss und Zug zum Tor. Die Ullrich-Sieben hatte sichtlich Spaß am Spiel und so gab es auch für die zahlreichen Zuschauer noch das ein oder andere Sahnehäubchen, denn nach dem Rückraum-Knaller von Falk oder dem blinden Zusammenspiel über den Kreis rieb sich so manch einer im Publikum gleichermaßen verwundert wie entzückt die Augen. Die Sandweirer Mädels waren weder damit, noch mit der Schiedsrichter-Leistung der souveränen Unparteiischen Jante und Schröder einverstanden, sodass sie ihrer Unzufriedenheit freien Lauf ließen und sich durch die fälligen Zeitstrafen wegen Meckerns selbst am meisten bestraften. Für die SG-Mädels war es nun ein leichtes das Ergebnis in doppelter Überzahl und ohne jegliche Gegenwehr des TVS durch 8 Tore in Folge weiter auf 32:21 in die Höhe zu schrauben. Freuen konnte man sich zum Ende auch mit und über den 3er Pack von Janina Huber, die bereits letzte Woche nach 14-monatiger Verletzungspause ein überzeugendes Comeback im SG-Trikot feierte.

Nach dem Schlusspfiff gab es beim Endstand von 34-22 für Spieler und Trainer kein Halten mehr und die Derbysieger-Klänge hallten laut und deutlich durch die Bühler Schwarzwaldhalle. Just in dem Moment der emotionalen Abschiedsworte für den “Wunschtrainer“ Markus Ullrich, der der SG zwar erhalten bleibt, sich in Zukunft jedoch mehr um seine Familie kümmern möchte, platzten die Freudenschreie der Sandweirer Mädels. Dass diese trotz einer solchen Derbypleite von der „schönsten Niederlage der Saison“ sprechen, liegt daran, dass man sich im TVS-Lager durch die zeitgleiche Niederlage des Tabellenzweiten Rotenfels in Ottersweier doch noch vorzeitig die Meisterschaft sichern konnte.

Nach einem der “geilsten Siege der Saison“ möchten die SG-Mädels ihrem Trainer Markus Ullrich zum Abschied der Saison 2015/2016 auch nächsten Samstag (Spielbeginn 18.00 in Elgersweier) noch einmal reichlich Jubelmomente und möglichst einen Sieg beim letzten Spiel gegen den Tabellennachbarn die SG Ohlsbach/Elgersweier bescheren.

Schon jetzt ist der Dritte Platz in der Landesliga Nord Frauen jedoch gesichert und das Saisonziel erreicht. Bedingt durch die erfolgreiche Jugendarbeit der SG und, da es keine Abgänge im Team der Oberliga-Reserve zu verzeichnen gibt, ist das Feld für die neuen Trainer der Damen 2 Grässel und Apel, die den Meister-Coup live mitverfolgten, reich bestückt.

Es spielten:
Für die SG Steinbach/Kappelwindeck:
Sauer, Tessari; Mettke 8, Boni 5/1, Falk 4/1, Schulmeister, Braun, Gerspach und Huber je 3, Oser und Sommer 2, Huck 1, Buchholz, Koch.

Für den TV Sandweier:
Göhrig, Braun; Ahlbrand 7/1, Merkel 4, Zimmermann 3, Raster und Maschke je 2, Hegmann, Schott, Schulz und Dohr je 1, Maurischat, Gerlitzki

Bericht: Anna Falk