Unglücklinge Gruppenkonstellation bringt dennoch das Aus in der Jugend-Bundesliga

SG Kappelwindeck/Steinbach – Werder Bremen 51:27 (24:9)

Letzter Spieltag in der 1/8 Finalrunde endet nach bester Saisonleistung für die
SG-Mädels traurig und mit „Gschmäckle“

Wenn ein gegnerischer Trainer nach 4 Minuten bereits die Auszeitkarte ziehen muss und nach 15 Minuten überragender Abwehrarbeit, toller Torwartleistung und Tempohandball vom Feinsten eine 10:4 Führung auf der Anzeigetafel erscheint, darf man von einem besonderen Spiel berichten. So gelang den jungen Rebländerinnen im letzten Gruppenspiel gegen Bremen ein Sensations-Start, bei dem erkennbar, die nervliche Anspannung in viel Adrenalin umgewandelt wurde und eine hochkonzentrierte Truppe um Torhüterin Zoe Bürger und Top-Torjägerin Stephi Elies von Beginn an zeigte, dass man unabhängig von allen anderen Unwägbarkeiten, gewillt war, diese Bundesliga-Partie mit allem Einsatz für sich zu entscheiden.

Der große Tross an mitgereisten Fans, die trommelnd die Halle in Bad-Schwartau zum Heimspiel machten, der eigenen Hallensprecher, ebenfalls mitgereist und begeistert wie immer am Mikro, – die Stimmung konnte nach der Anfangsphase nicht besser sein.
Selten trat das Team auch so geschlossen auf. So zog die eigentlich noch grippal angeschlagene Nadja Kaufmann, wie zuletzt alle Fäden im Angriff und bildete auch die überragende Speerspitze einer top funktionierenden Abwehr, die mit Lynn Seebacher eine kluge Regisseurin hatte und abwechselnd Janina Jülg und Franka Riedl der hoch gehandelten Jugend-Nationalspielerin Conze gleich mal viel Respekt einflößte. Auf Außen ging „Turbo“ Lorena Vierling gleich zu Beginn im D-Zug Tempo in die Gegenstöße, was nach 22 Minuten erstmals einen 10 Tore Vorsprung bescherte, der dem Gegner sichtlich jegliche Siegeshoffnungen raubte. Dabei konnte das Trainerduo Manz/Heidenreich auch problemlos wechseln. Heli Klöpfer übernahm zwischendurch ebenfalls souverän die Regie im Angriff, Luna Baumann bewies Vollstreckerqualitäten und die beiden jungen Kreisläuferinnen Lisa Schipper und Ari Pfundstein fügten sich ebenso nahtlos ins Spiel ein, wie die jüngste Akteurin, Helena Bertele, die einmal mehr ihre überragenden Abwehrqualitäten unter Beweis stellte und gemeinsam mit Rechtsaußen Leonie Bürger ebenfalls ihren Treffer erzielen konnte.
Mit 24:9 überrollte man förmlich den Gegner aus Bremen, in dem man immer wieder höchstes Tempo ging und teilweise spektakuläre Treffer bis zur Halbzeitpause erzielen konnte.

Auch nach dem Wechsel war der Torhunger ungebrochen. Man hielt das Tempo permanent hoch, leistete sich auch im riskanten Gegenstoß-Spiel kaum Fehler und steuerte nach dem Torwartwechsel (Ina Rahner für Zoe Bürger) einem Kantersieg entgegen, der auch die zahlreichen, bereits anwesenden neutralen Zuschauer der nächsten und entscheidenden Partie, ins Staunen versetzte. Der quirrligen Nadja Kaufmann war es dann vorbehalten den frenetisch gefeierten 50.Treffer zu erzielen und Helena Klöpfer beendete letztlich ein Spiel für die Historie mit dem 51:27 und der absolut besten Vorstellung der Saison mit einem dicken Ausrufezeichen !

Nach einer überragenden Zwischenrunde mit lediglich einer Schwächephase im Vorspiel in Bad-Schwartau, wo man in der 2. Halbzeit nach ausgeglichenem Spiel leider beim 18:25 unnötig den Faden verlor, dem Sensationssieg gegen den Thüringer HC zuletzt zuhause, bewies man so zum Abschluss gegen Werder Bremen, das man auch in diesem Jahr sich zurecht mit den besten Nachwuchs-Teams Deutschlands messen kann.
Letztlich war aber dann schon vorher klar, dass man vor dem abschließenden und entscheidenden Gruppenspiel um den Einzug ins ¼ Finale (VFL Bad-Schwartau – Thüringer HC) leider nur noch hoffnungsvoller Beobachter sein konnte. Bereits am Vorabend hatten sich die vermeintlichen Gruppengegner in der nächsten Runde in Oldenburg getroffen, wo der TuS Metzingen ohne seine besten drei Akteurinnen antrat und überraschend verlor und den 2.Platz einnahm. Der VFL Bad-Schwartau konnte leider nicht mehr überzeugen, blieb in der Abschlusspartie gegen den THC chancenlos und zieht damit gegen Oldenburg ebenso ins Viertelfinale ein, wie die Thüringerinnen, die auf den TuS Metzingen treffen.

Nach 3000 km Fahrtstrecke für zwei Auswärtsspiele, den meisten erzielten Treffern und dem drittbesten Torverhältnis aller 16 Teams der Zwischenrunde, mussten die SG-Mädels letztlich das Ausscheiden aus dem Wettbewerb, durch die ermittelte interne Tordifferenz der drei punktgleichen Teams auf der Rückfahrt im Bus, via Liveticker verfolgen, was die Stimmung natürlich auf den Nullpunkt trieb.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Regelung, das Ranking über die Platzierung nur unter den punktgleichen Teams zu entscheiden, halten die SG-Verantwortlichen für die sportlich fairste Lösung. Aber: wenn am Vorabend einer Vorschluss-Runde schon die möglichen Gegner feststehen und Teams taktieren können, ob sie 200 km oder 800 km reisen müssen, bzw. wer denn der bessere Gegner sein könnte – hier muss man die Chancengleichheit in Frage stellen und die Gremien im DHB ermuntern, die entscheidenden Spiele in dieser Phase der Deutschen Meisterschaften – wie sonst auch üblich, zeitgleich ansetzen..

Den Juniorinnen der SG K/S wird das leider in dem Falle nichts mehr nützen. Sie sollten aber mit dem nötigen Abstand stolz darauf sein, sich mit einem wahrhaftigen „Kracher“ und überragender Vorstellung aus dem Konzert der letzten 8 Teams verabschiedet zu haben und letztlich sicherlich zu den „Top-Ten-Teams“ unter den besten Juniorinnen Deutschlands zu gehören.

Aufstellung:
Tor: Zoe Bürger, Ina Rahner
Feld: Helena Bertele (2), Nadja Kaufmann(10/3), Lucy Klingler (verl.), Ariane Pfundstein (1), Luna Baumann (7), Janina Jülg (3), Leonie Bürger (1), Lorena Vierling (5), Lynn Seebacher, Lisa Schipper (1), Franka Riedl (2), Stephi Elies (15/2), Helena Klöpfer (1)

Bericht „Drulli“

Fotos: Marco Schreiber